Nicht nur mein erster Beitrag in diesem Forum, sondern überhaupt.
Da hier mehrere Themen zusammenkommen und sich über die Jahre viel gesammelt hat, gebe ich ein mal alles von vorne bis hinten wieder und hoffe, dass ich vielleicht so mit mehreren Köpfen gemeinsam auf eine neue Idee oder eine andere Perspektive komme

2016 habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt und meinen ersten Kater, Frits (EHK/Bengal/Siam Mix), zu uns geholt. Dort hatten wir weit über 100 qm + die selbe Menge Keller und einen riesengroßen Garten im Wald, ohne Nachbarn etc. Da allerdings nicht weit eine Schnellstraße liegt, habe ich ihn an das Rausgehen am Geschirr gewöhnt, klappte ohne Probleme und er liebt es bis heute. Frits war von Beginn an sehr stark auf mich fokussiert, hat teilweise sogar vor der Dusche gewartet bis ich rauskam und ist mir auf Schritt und Tritt gefolgt.
Es hat knapp über ein Jahr gedauert, bis ich meine Eltern soweit hatte, uns einen zweiten Kater anzuschaffen, also: 2018 kam Pinto (Maine Coone/Norwegische Waldkatze) zu uns. Die Eingewöhnung verlief anfangs recht gut, so zeigte sich der Alteingesessene offen und hatte großes Interesse am kleinen Pinto. Dieser war zu Beginn eher etwas eingeschüchtert und fauchte schnell mal, um seine Grenzen klarzumachen. Insgesamt gewöhnte er sich aber schnell ein und das Miteinander klappte gut.
Nach etwa einem Jahr (könnte auch weniger sein, ganz so genau kann ich es nicht mehr sagen) fing er allerdings an unrein zu sein, so begann er auf den Teppich im Wohnzimmer zu urinieren. Das kam leider seitdem regelmäßig vor. Beim Tierarzt waren wir selbstverständlich – Werte alle top. Wichtige Randnotiz: Ja, natürlich sind beide kastriert worden.
Zur Dynamik untereinander: Frits ist etwas dominanter und liebt es, Aufmerksamkeit zu bekommen. Generell zeigt er sich schnell mal eifersüchtig, sobald Pinto mehr Zuwendung erhält und stellt sich dazu oder dazwischen. Pinto hingegen sucht weniger unsere Nähe und beobachtet alles mehr aus der Distanz, lässt sich aber durchaus auch mal hochheben und streicheln. Beide "jagen" sich ab und zu mal durchs Haus und können sich auch mal anfauchen, mindestens so oft liegen aber auch beide zusammen und putzen sich.
2020 zog ich aus, in eine WG im vierten Stock mitten in der Stadt – Keine passende Umgebung wie wir fanden. Also ließ ich beide schweren Herzens bei meinen Eltern. Noch im selben Jahr begann das große Kratz- und Leckproblem bei Frits und damit auch unser Tierarztmarathon, der bis vor kurzem anhielt. Regelmäßig hat Frits kahle Stellen in den Innenseiten von Vorder- und Rückbeinen, besonders kahl ist meist der Bauch. Zwar wohnen beide noch bei meinen Eltern, gekümmert habe ich mich aber darum (Schließlich habe ich sie ja auch gekauft). So habe ich zusammengerechnet bestimmt schon weit über 3.000,- hingeblättert, war bei fünf versch. Ärzten und habe so einiges ausgetestet. So wurde auf eine Futtermittelallergie getippt: Über ein halbes Jahr das teuerste Allergiefutter geholt, keine Wirkung. Hausstauballergie (lässt sich ja ohnehin nicht testen) vermutet: Haus weitestgehend staubsicher gemacht, keine Wirkung. Bluttests, Röntgen, Magenuntersuchung, Mittel gegen Reizung des Darms,...
Die letzte (Übergangs-)lösung war, ein Mittel (Triam) gegen Juckreiz zu spritzen, hat ca sechs Wochen gehalten, danach ging es wieder los. Klar, man bekämpft das Symptom, nicht die Ursache. Obendrauf kann das Mittel auf Dauer Diabetes auslösen, weswegen er auch obendrauf immer mal wieder darauf getestet wurde, um auch das im Auge zu behalten.
Kurz um: Nichts hat langfristig etwas gebracht.
Bis ich am Mittwoch in die Arztpraxis bin, wie immer mit Frits in der Box, der schon auf die Spritze gewartet hat. Als ich dann in den Raum kam, hatte ich einen Tierarzt, den ich in den zwei Jahren in der Praxis noch nie zuvor hatte. Als ich dann sagte, Frits müsse mal wieder seine Spritze bekommen, da wir leider noch immer nicht wissen, was für eine Allergie er denn nun hat, untersucht er kurz den Kater, schaut mich an und sagt: "Der hat keine Allergie, das ist Psychosomatisch. Der Kater ist Stress ausgesetzt und leckt sich daher wund – Eine Allergie hat er nicht, das verspreche ich Ihnen.". Ihr könnt euch vorstellen, dass mir fast die Kinnlade runtergeklappt ist. Vermutet haben wir das alle schon öfter, auch haben alle Ärzte zuvor immer mitschwingen lassen, dass es stressbedingt sein kann. Allerdings hatte mir zuvor kein Arzt so eine konkrete Aussage gegeben, weswegen ich mir natürlich furchtbar vorkam.

Stand jetzt: Nach Besprechen mit meiner ganzen Familie habe ich mich vorgestern dazu entschlossen, beide Kater zu mir zu holen. Ich wohne mittlerweile nicht mehr in der WG, sondern mit meinem Partner zusammen in einer 65 qm Wohnung, etwas außerhalb der Stadtmitte. Er hat allerdings eine leichte Katzenhaarallergie, die sich durch Schnupfen ankündigt. Daher war der Kompromiss, dass beide nicht ins Schlafzimmer dürfen.
Seit gestern scheinen sie sich schon "relativ wohl" zu fühlen: Beide haben schon die ganze Wohnung erkundschaftet, sind auf Toilette gegangen und haben auch gefressen.
Dennoch stellt sich mir hier nun die große Frage: Habe ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Für mich ist verhaltenstechnisch, aber auch durch die Aussage des Tierarzt recht eindeutig, dass Frits großen Stress verspürt, wenn ich nicht bei meinen Eltern bin. Ihm geht es offenbar nicht gut, gerade was die Folgen des Stressleckens angeht (kleine offene Wunden etc.). Er ist ausgeglichener und ruhiger, sobald ich mal länger bei ihm bin, was sich natürlich auch auf Pinto positiv auswirkt. Wir haben das Gefühl, dass Frits so seinen "Frust" nicht mehr an seinem Genossen "auslässt".
Aber die klaren Nachteile für beide: Sie haben deutlich weniger Platz und vor allem keinen (eigenen) Garten mehr. Ich könnte zwar mit beiden nach wie vor an der Leine raus, allerdings ist das hier mit viel mehr Hürden verbunden – Eine Etage runter durchs Treppenhaus, dann in den Keller und in den Garten. Wobei man hier auch anmerken muss, dass wir Nachbarn mit Hunden haben, die auch ab und zu im Garten sind! Klar lässt sich das Takten, allerdings sind das alles "Hindernisse", mit denen sich beide noch nie auseinander setzen mussten und natürlich auch Stress bedeuten, gerade am Anfang.
Was meint ihr? Ich habe leider das Gefühl, dass irgendwer hier den kürzeren Ziehen muss, egal wie man es löst. Zum einen möchte ich den Stressfaktor von Frits nehmen und auch hoffentlich Pintos Unreinheitsproblem lösen, zum anderen möchte ich beiden keinen Umstand (wesentlich kleinere Wohnung, weniger Zugang zu Garten) zumuten, durch den beide auf Dauer leiden.

Daher bitte ich um eure Eindrücke, Ratschläge, Erfahrungen oder Einschätzungen des Ganzen und bin euch dafür schon jetzt unendlich dankbar!!!
