Die Vorgehensweise der ersten Ärztin bei einem diagnostizierten Herpes am Auge (das ist ja dann schon eine Keratitis, eine Hornhautentzündung, wenn man es ohne Abstrich erkennt, und nicht mehr "nur" eine Konjunktivits, eine Bindehautentzündung) UND Bläschen im Rachen mit AB (was logischerweise nur gegen Sekundärinfektionen bakterieller Natur nützt bzw. diese verhindert) und L-Lysin ist meines Laien-Erachtens nach völlig daneben gewesen.
Warum? Weil hier nichts gegen Herpes getan wurde und der mittlere Schweregrad das in jedem Fall erfordert hätte. Weil L-Lysin bei Katzen mittlerweile kritisch gesehen wird -->
https://vetline.de/fhv-1-infektion-der- ... 252/94727/
Zitat:
"Umfassende Daten auf verschiedenen Ebenen belegen eindeutig, dass Lysin bei der Katze weder zur Vorbeugung noch zur Therapie der FHV-1-Infektion irgendeinen Nutzen hat. Lysin hat keinerlei antivirale Eigenschaften, es wird aber behauptet, dass es indirekt über eine Absenkung des Argininspiegels in der Zelle wirken soll. In der Tat ist es jedoch so, dass Lysin bei der Katze gar nicht als Arginin-Antagonist wirkt: Auch sehr hohe Dosen von Lysin führen nicht zu einer Absenkung des PlasmaArginins. Des Weiteren fehlen Belege dafür, dass ein niedriger intrazellulärer Argininspiegel die Virusreplikation hemmen könnte. [...]
Außerdem muss betont werden, dass eine Absenkung des Argininspiegels bei der Katze gar nicht wünschenswert wäre. Da diese Tierart die Aminosäure nicht selbst synthetisieren kann, würde Argininmangel in einer lebensbedrohlichen Hyperammonämie resultieren. Fütterungsversuche in den 1970er Jahren haben dies eindrücklich nachgewiesen. Vor allem aber belegen mehrere klinische Studien die völlige Wirkungslosigkeit der Supplementierung im präventiven und therapeutischen Kontext. [...]
Die Autoren weisen darauf hin, dass eine Lysinsupplementierung aufgrund fehlender klinischer Evidenz nicht in die einschlägigen Leitlinien zur HHV-1-Behandlung beim Menschen aufgenommen wurde. Nicht anders stellt sich die Situation bei der Katze dar. Auch hier blieben die methodisch sauberen Studien den Nachweis einer präventiven oder therapeutischen Wirkung von Lysin schuldig. Einige Studien berichten sogar über höhere Ansteckungsraten und schwerere Verläufe bei Katzen, die mit Lysin supplementiert wurden."
Und weiter:
"Die Autoren resümieren (a) den fehlenden klinischen Wirksamkeitsnachweis, (b) die fehlende Inhibition der Virusreplikation durch Lysin in vitro, (c) den nicht vorhandenen Antagonismus Lysin/Arginin bei der Katze, (d) den fehlenden Nachweis, dass ein niedriger Argininspiegel sich überhaupt auf die Virusreplikation auswirken würde, (e) die bei Argininmangel drohenden Mangelerscheinungen und (f) die fehlende Wirksamkeit von Lysin gegen HHV-1 bei Menschen. Ergo: Die Lysinsupplementierung sollte der Vergangenheit angehören."
Sollte obiger Link nicht mehr funktionieren irgendwann, das hier ist die Quelle, auf die man sich dort bezieht: Bol S, Bunnik EM (2015): Lysine supplementation is not effective for the prevention or treatment of feline herpesvirus 1 infection in cats: a systematic review. BMC Vet Res 11: 284.
Zur jetzigen Behandlung:
Letztendlich macht der Arzt alles nach aktuellem Schema, mehr oder weniger.
Virgan bzw. Ganciclovir ist, wie mittlerweile bekannt, wesentlich wirksamer als Acic-Ophtal, siehe z.B. hier:
https://www.vin.com/apputil/content/def ... &pid=11343&
"Ganciclovir (GCV) appears to be at least 10-fold more effective against FHV-1 compared with acyclovir. It has recently been released as a new topical antiviral gel in humans."
Trifluridin bekommt man fast gar nicht mehr, weil in Deutschland die Zulassung nicht mehr verlängert wurde - ob es bei Katzen wirksamer ist als Ganciclovir weiß ich nicht.
Was die systemische Behandlung angeht, hat man früher wesentlich weniger Famvir gegeben, aktuellere Studien gehen aber davon aus, dass mehr definitiv mehr hilft oder "sicherer" im Sinne von - die Wirkwahrscheinlichkeit erhöht sich. Ich hatte das Gespräch schon an zwei Unikliniken, habe damals selbst immer mehr als die viertel oder halbe Tablette zwei Mal täglich gegeben, die oft empfohlen wurde - ich weiß nicht, ich meine, ich habe zwei Mal täglich oder drei Mal täglich eine gegeben, ist schon was her. Hat bei uns funktioniert.
Neuere (seriöse, logischerweise) "Meinungen" bzw. Erkenntnisse tendieren aber in Richtung --> MEHR.
Ist halt bei Famvir auch immer eine Kohlefrage ... Die neueren Studien halten eine höhere Dosierung aber auch für sicher im Sinne von verträglich, so wie es aussieht.
Und, daher kommt mein "mehr oder weniger" oben - Dein Arzt verbleibt ja noch unter der Dosierung von 90mg pro kg Körpergewicht drei Mal täglich, die mittlerweile diskutiert wird.
Ich hätte da keine Bauchschmerzen bei der Dosierung von Euch, im übrigen halte ich auch eine zwei- oder dreimalige tägliche Gabe für notwendig.
Diesbezüglich WEIß ich es NICHT SICHER, aber - alle Herpespräparate für Augen müssen mehrfach gegeben werden, die Halbwertszeit der systemischen Präparate halte ich aus dem Bauch heraus nicht für so lange bzw. hoch, dass eine einmalige tägliche Gabe ausreichend ist. Keine Ahnung, ob ich es mal nachgelesen habe oder nicht, ist schon was her
Ansonsten - schau mal hier:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4930706/
"There are no clear guidelines regarding duration of therapy or, more specifically, when antiviral agents should be initiated and stopped. However, it appears reasonable that antiviral agents should be considered when signs are severe, persistent, or recurrent, particularly when there is corneal involvement, and especially ulceration." (2016)
http://www.ijvm.org.il/sites/default/files/ofri.pdf
"Famciclovir, a prodrug of penciclovir, is a very safe and effec-tive oral drug for the treatment of FeHV-1 (16-22). Due to complex pharmacokinetics of famciclovir and penciclovir in cats, and the variable target penciclovir concentrations needed to produce a clinical effect, the accurate oral dose is currently not definitively known. In clinical studies, oral administration of 90 mg/kg famciclovir three times daily for 3 weeks to cats with experimentally-induced FeHV-1 disease improved outcomes for systemic, ophthalmic, clini-copathologic, virologic, and histologic variables and reduced viral shedding. In naturally-infected cats, 62.5 mg orally once daily for 7 days then twice daily was reported to result in clinical improvement. However, a single dose of 125 mg or 500 mg famciclovir, administered at the time of admission to a shelter, did not lessen clinical signs or viral shedding in cats, even in the presence of appropriate plasma penciclovir levels (16-22)." (2015)
http://www.abcdcatsvets.org/feline-herpesvirus/
https://escholarship.org/content/qt8sd6 ... d6g2m7.pdf
"espite these shortcomings, results of the present study indicated that famciclovir at the dosages prescribed was associated with improved clinical signs in feline patients with varying degrees of illness, including several with chronic disease at-tributed to FHV-1, and few adverse effects were at-tributed to the treatment. Prospective, masked, controlled studies are needed to fully evaluate the efficacy and safety of famciclovir treatment in cats confirmed to have FHV-1 infection and to determine whether a famciclovir dosage of 90 versus 40 mg/kg, PO, 3 times/d would result in increased efficacy with a shorter and potentially more cost-effective treatment course in these patients." (2016)